Was haben Handelsschiffe mit der Antarktisforschung zu tun?
Dazu muss man in der Geschichte etwas zurückgehen, in die Zeiten ohne Internet und ohne Satellitentelefon. Die damalige Antarktisforschungsstation der DDR wurde 1976 in der Schirmacher-Oase errichtet und hieß Basislaboratorium nahe Nowolasarewskaja. Die Station hatte noch keine eigene Funkanlage und der Nachrichtenaustausch und Logistiksupport lief über die benachbarte (ca. 3 km) russische Station Nowolasarewskaja.
In der antarktischen Sommersaison 1987/1988 wurde die Station offiziell als eigenständige DDR-Station mit dem Namen Georg Forster eingeweiht und erhielt damit auch ein eigenes Funksystem KSG-1300 (Funkwerk Köpenick), das für den kommerziellen Landfunkdienst das Rufzeichen Y3G und für den Seefunkdienst Y3ZA erhielt. Die Georg-Forster-Station hatte somit zwischen 1988 und 1992 den Status eines Schiffes. 1992 bis 1996 wurde die Station nach und nach abgebaut und vollständig entsorgt.
Der kommerzielle Nachrichtenaustausch von Y3ZA mit der Heimat lief vorwiegend über die europäischen Seefunkküstenfunkstellen Rügen Radio, Norddeich Radio, St. Lys Radio, Portishead Radio oder Bern Radio über Kurzwelle.
Zu dieser Zeit waren rund 200 Handelsschiffe der damaligen DSR (Deutsche Seerederei) auf den Weltmeeren unterwegs, einige auch auf dem halben Weg zwischen Deutschland und der Antarktis. Wenn die Kurzwellenausbreitungsbedingungen keine direkte Verbindung von der Antarktis nach Europa ermöglichten, fungierten diese Schiffe als Relaisstation zur Übermittlung von Schiffspresse, Telegrammen oder Fernschreiben (Telex).
In der Forschungsstation musste ebenfalls ein ausgebildeter Funker vor Ort sein. Oft waren das Funkoffiziere der Handelsmarine. Diese waren schwierige Ausbreitungsbedingungen auf Kurzwelle gewohnt. Auch kleinere Reparaturen konnten selbst erledigt werden. Einen Dienstleister zur Reparatur zu bestellen – in der Antarktis unmöglich.
Auch Funkamateure waren in dieser Aufgabe tätig. Sie erfüllten einige Grundvoraussetzungen für diesen Job. Die fehlenden Kenntnisse wurden in mehrwöchigen Vorbereitungen erworben. Dazu gehörte unter anderem der Erwerb des Seefunkzeugnisses,
Medizinische Vorbereitung, Erste Hilfe, OP-Assistenz, technische Kurse zum Trainieren an der kommerziellen Funkanlage, Fahrtraining auf Kettenfahrzeugen, Gletschertraining in den Alpen und Teambuilding Sessions.
Auch wenn das im Rostocker IGA-Park ausgestellte Museumsschiff nicht direkt an der Antarktiskommunikation beteiligt gewesen ist (1969 außer Dienst gestellt), zeigt es doch einen Teil der damals benutzten Technik. Dieses Schiff hat eine weitere Besonderheit. An Bord war ein zweiter frisch ausgebildeter Funkoffizier. Nach der Ausbildung an der Seefahrtsschule konnten praktische Erfahrungen unter den Augen eines erfahrenen Funkoffiziers erlangt werden.
Bis zum Ende der Aktion ist die historische Funkstation auf dem Traditionsschiff jeden Donnerstag von 10:30 Uhr bis 17:30 Uhr in Betrieb. Besucher vor Ort können sich informieren und erleben den praktischen Funkbetrieb von DQ60ANT.